Bis 2030 solle der SGV-Marktanteil sogar auf 30 Prozent steigen, dazu solle eine Verdreifachung des Kombinierten Verkehrs in Deutschland kommen, wünscht sich Armin Riedl, Sprecher des Netzwerks Kombinierter Verkehr in der Allianz pro Schiene. Hoffnung für die nächsten beiden Jahre erweckt die „Kurzfristprognose 2021“, die das Beratungsunternehmen Intraplan im Auftrag des BMDV kürzlich im Rahmen der gleitenden Mittelfristprognose erstellt hat.
Allianz-Geschäftsführer Dirk Flege berichtet, dass dieser Studie zufolge die Eisenbahn im Güter- und auch im Personenverkehr 2022 und 2023 stärker wachsen wird als alle anderen Verkehrsträger. „Allerdings gilt auch hier, dass man sich von den kurzfristigen Trends nicht täuschen lassen darf. Eine Erholung in den nächsten beiden Jahren kann maximal die Corona-Delle ausgleichen. Damit Deutschland seine Verkehrs- und Klimaschutzziele erreichen kann, muss die Bundesregierung jetzt neue Impulse setzen.“
Deutschlands Nachbarn zeigen, dass diese Ziele durchaus machbar sind. In mehreren europäischen Volkswirtschaften wie der Schweiz, Österreich, Schweden und Finnland kommt die Schiene im Güterverkehr auf Marktanteile über diesen 25 Prozent. Spitzenreiter sind die baltischen Staaten Lettland mit 70 Prozent, Litauen mit 67 Prozent und Estland mit 42 Prozent. Auch andere osteuropäische Länder wie Slowenien, Rumänien oder die Slowakei übertreffen die deutsche Zielmarke bereits heute.
Was für Impulse wünscht sich die Allianz von der neuen deutschen Regierung? Ein Forderungskatalog, zu erhalten unter dem Link: https://www.allianz-pro-schiene.de/wp-content/uploads/2021/09/210902_forderungspapier_gueterverkehr.pdf , zählt ein Bündel von seit längerem diskutierten Schritten auf. Bis 2030 sollten beispielsweise 75 Prozent des Schienennetzes einschließlich der Grenzübergänge und Umleitungsstrecken elektrifiziert werden. Auch solle der Bund „das 740-m-Netz für längere Güterzüge bis 2025 umsetzen und Pilotkorridore für 1.500-m-Züge bis 2030 ertüchtigen.“
Ungleich werden derzeit Infrastrukturmaßnahmen für Industriegebiete behandelt, bemängelt die Allianz: „Jedes Gewerbegebiet erhält mit Steuergeld einen Straßenanschluss. Einen Gleisanschluss müssen verladende Unternehmen dagegen zur Hälfte selbst zahlen und sich für zehn Jahre rechtlich verpflichten. Der Bund sollte im Planungsrecht verankern, dass neue aufkommensstarke Industrie- und Logistikstandorte nur mit Gleisanschluss genehmigt werden dürfen.“ Auch die Förderung für Schienenwege nichtbundeseigener Eisenbahnen nach dem SGFFG-Gesetz solle zumindest doppelt so hohe Mittel wie jetzt bekommen und marktgerecht ausgestaltet werden.
Weitere Forderungen: „Der Bund sollte die Eisenbahntunnel für den Transport aller Lkw-
Sattelanhänger auf der Schiene ausbauen. Der Bund sollte die Vorgaben des Planungsrechts für den Aus- und Neubau von Umschlagbahnhöfen ohne Absenkung von Umweltstandards vereinfachen und die Umsetzung beschleunigen. Der Bund sollte eine Umsteiger- und Nutzerprämie für den Kombinierten Verkehr mit der Schiene gewähren.“ Wichtig ist der Allianz auch, dass die Nutzung der Bahngleise möglichst wenig kostet, da die Straßentransporte derzeit wesentliche Vorteile genießen. Bis Ende 2021 bezuschusste die Bundesregierung die Trassenmaut coronabedingt zu 98 Prozent. Der klimaschonende,
aber kostenintensive Einzelwagenverkehr wird durch eine separate Förderung entlastet.
Dazu fordert die Allianz pro Schiene: „Die Trassenpreisförderung nach 2023 mit einem erhöhten Fördersatz fortsetzen; die Anlagenpreisförderung ausweiten, auf jährlich 100 Millionen Euro erhöhen und nichtbundeseigene Infrastrukturen einbeziehen.“ Die Markteinführung der Digitalen Automatischen Kupplung (DAK) solle mit einer Umrüstungsförderung unterstützt werden. Und auch die Ausrüstung von Lokomotiven mit On-Board Units für das europäische Zugsicherungssystem ETCS solle gefördert werden.
ap/hfs