Berliner „Siemensstadt Square“: Massive Investitionen in die Zukunft

Berliner „Siemensstadt Square“: Massive Investitionen in die Zukunft

Start in eine neue Zukunft: die Siemens-Niederlassung am Rohrdamm. Am Podium Berlins Bausenator Andreas Geissen und Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey.
Vor 125 Jahren erwarb Siemens & Halske ein 21 Hektar großes Grundstück auf den „Nonnenwiesen“ im damals noch eigenständigen Spandau. Ab 1914 hieß der Stadtteil, der inzwischen zu Berlin gehört, Siemensstadt. Unter dem Namen „Siemensstadt Square“ soll dieses große Areal jetzt eine zweite Zukunft bekommen.

In einer leeren Fabrikhalle, die zuvor dem Wickeln von Elektrospulen diente, lud der Weltkonzern zur Präsentation. Auf einem riesigen Screen war der gesamte Stadtteil aus der Luft zu sehen. Auf einen Klick erschienen der derzeitige Zustand oder Planungsdetails wie  Medien- und Energieversorgung, Vermessungsdaten, Natur- und Denkmalschutz.

Interessierte Zuhörerin: Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey bei der Präsentation der neuen Siemensstadt Square. Fotos (4): Hermann Schmidtendorf

Im ganzheitlichen Zwillingsmodell laufen alle Projekt- und Live-Daten in einer Plattform zusammen, heißt es bei Siemens. Alle Beteiligten können so auf diese Daten zugreifen und über die Plattform zusammenarbeiten. Cedrik Neike, Vorstandsmitglied der Siemens AG und CEO der Geschäftseinheit Digital Industries: „Bei Siemens sind wir vom Potential der Digitalisierung überzeugt: Wir verbinden die virtuelle mit der realen Welt, um in Industrie und Infrastruktur mit weniger mehr zu erreichen. Seit heute machen wir das auch für die Siemensstadt Square. Mit einem digitalen Städtezwilling simulieren und testen wir den zukünftigen Kiez vorab in der digitalen Welt, um ihn später in der realen Welt nachhaltiger, inklusiver und somit lebenswerter machen zu können.“

Bis 2035  will das Unternehmen am  Standort Siemensstadt Square bis zu 600 Millionen Euro investieren. Das neue Stadtquartier soll eine Million Quadratmeter Geschossfläche vorhalten, für Industrie, Gewerbe, Forschung und Lehre, Wohnen, Beherbergung und soziale Infrastruktur. Wie schon zu den Gründerzeiten sollen Arbeits- und Wohnfunktionen miteinander verbunden werden. Dazu ist der Bau von 2700 Wohnungen geplant. Der Einsatz eines Digitalen Zwillings soll laut Siemens gewährleisten, „Gebäude und Infrastrukturen zu optimieren, noch bevor sie gebaut werden“.

Natürlich benötigt ein derart boomendes Stadtquartier auch eine moderne verkehrliche Anbindung. Deshalb verkündete die Berliner S-Bahn bereits vor zwei Jahren lyrisch: „Die Siemensbahn wird wachgeküsst.“

Hier ist noch viel zu tun: Ist-Zustand der S-Bahn-Strecke „Siemens-Bahn“, dargestellt während der Präsentation durch Stefan Kögl, General Manager des Siemensstadt Square

Bis 2029 soll eine 4,5 Kilometer lange S-Bahnstrecke mit drei neuen Bahnhöfen erneut als Zubringer zum Stadtbahnring reaktiviert werden. Diese „Siemensbahn“ war 1929 in Betrieb gegangen, wurde jedoch 1980 eingestellt. Alter Schotter, marode Holzschwellen, aufgeplatzte Betonbahnsteige, wild wachsende Unkräuter und jede Menge Graffiti – der Arbeitsaufwand ist erheblich. Unterstützt wird dieses Infrastrukturprojekt durch das Land Berlin. Im Rahmen des Projekts i2030 übernahm Berlin die Finanzierung der Planungen.

Zur Präsentation der Investitionspläne in Berlin lud Siemens auch diese eigenen Auszubildenden ein. Vielleicht werden sie hier bald selber einziehen?

Um den Industriestandort fit für die Zukunft zu machen, entstehen insgesamt zwei Produktionshubs mit rund 180.000 m² Nutzfläche, erläutert der Konzern. „Der von Siemens genutzte Hub wird auf dem Gelände des heutigen Dynamowerks angesiedelt. Hier wird unter anderem die Produktion des Schaltwerks für Mittelspannung und Niederspannung integriert werden.“ Außerdem wird eine ehemalige Versandhalle zu einer Fläche für Forschung und Entwicklung mit Laborzonen und einem Reinraumbereich umgebaut. In dieses Gebäude zieht neben Siemens Technology auch das Werner-von-Siemens Centre for Industry and Science e.V. (WvSC) ein.

„Am Siemens-Standort in Spandau wurde Geschichte geschrieben, mit dem Siemensstadt Square wird jetzt Zukunft in Berlin gestaltet“, formuliert der Konzern in einer Presseaussendung. Der Anspruch verbleibt nicht im Plakativen.  Bei der Präsentation der ambitionierten Pläne waren auch junge Siemens-Auszubildende eingeladen. Die „lebendige Zukunft“ und die baulich-planerische Zukunft: eine sympathische Präsentation.

Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur

Share on xing
Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on whatsapp
Share on print

Andere Beiträge, die Sie interessieren könnten