Forum Schienengüterverkehr von VDV und BME: Mit Ausdauer und Phantasie den Schienentransport fördern

Forum Schienengüterverkehr von VDV und BME: Mit Ausdauer und Phantasie den Schienentransport fördern

Mit positivem Schwung startete die Transport- und Logistikbranche auf dem traditionellen 18. BME-/VDV-Forum Schienengüterverkehr in Berlin in das neue Jahr - trotz der aktuellen Rezession und Kostensteigerungen für die Nutzung der Bahntrassen. VDV-Vizepräsident Joachim Berends gegenüber dem CARGO FREIGHT JOURNAL: „Wir dürfen bei der Eisenbahn nicht in kurzen Zeiträumen denken bei den Themen Genehmigung neuer Infrastruktur, Finanzierung, Erhalt des Bestandsnetzes. Und das ist hier Thema gewesen.“

Die Transport- und Logistikbranche in Deutschland wünscht sich von der Politik die Schaffung eines langfristig angelegten Investitionsfonds nach Schweizer Vorbild, um Planungssicherheit für die Zukunft der Schienen-Infrastruktur zu schaffen, berichtete Berends: „Das Motto ist nicht, wir brauchen mehr Geld, sondern: Wir brauchen Verlässlichkeit.“ Der wie in den Vorjahren gut gefüllte Veranstaltungssaal bewies, wie wichtig dieses Forum für die Transporteure und Logistiker ist.

Vor den Teilnehmenden standen auf den Tischen einträchtig Mineralwasser-Flaschen der Marke Gerolsteiner und Vio-Orangenlimonade aus dem Hause Apollinaris-Coca Cola. Verständlich – denn beide Hersteller setzen beim Transport ihrer Waren auch auf die Eisenbahn, getreu dem Motto des Kongresses: Klimaschutz und Konsum in Einklang bringen – Mehr Markenprodukte auf die Schiene! War es schwierig, zu diesem Thema geeignete Unternehmen für Referate zu finden?

VDV-Vizepräsident Berends verneinte das entschieden. „Wir haben viele Unternehmen in Deutschland, und das sind auch nicht nur die Markenproduzenten, die die Leute kennen, sondern das sind ganz viele Zulieferer, die sich mit Bahn auseinandersetzen. Sie wissen, wir kriegen den Hochlauf bei den Gebühren, wir kriegen eine Veränderung beim Zertifikatehandel. Also muss man sich schon damit beschäftigen, wie kann ich zukünftig klimaneutral meine Transporte organisieren? Das haben wir heute hier sehr, sehr positiv gehört von den Rednern, ob es BSH-Hausgeräte war oder Gerolsteiner oder Warsteiner, die alle entweder schon Bahntransporte nutzen oder zumindest in ihren Unternehmen darüber nachdenken. Dabei ist ein elementares Thema: Wir brauchen genügend Kapazität auf dem Schienennetz für den Güterverkehr.“ Das komplette Interview mit Joachim Berends erscheint in den kommenden Ausgaben unserer Zeitschriften CARGO FREIGHT JOURNAL und rail & mobility.

Ein gutes Beispiel für das Auf und Ab im deutschen Schienengüterverkehr gab Jörg Ohlhaver von der Südzucker-Gruppe. Das Konzept MORA C der Deutschen Bahn sei eine „höfliche Umschreibung für einen Kahlschlag im Güterbahnverkehr“ gewesen. Zwischen 2002 und 2004 wurde ein Drittel aller Gleisanschlüsse bei Privatkunden geschlossen, der Einzelwagenverkehr erschwert. Ein „wahnsinniger Vertrauensverlust“ sei der überraschende völlige Rückzug der bis dahin durch DB Cargo gestellten Güterwagen vom Typ Tagnoos gewesen. Ohlhaver: „ Andere für unsere Transporte taugliche Wagen waren am Markt kaum verfügbar. Wir mussten nach Alternativen suchen.“

Während der Debatte. Links im Bild VDV-Vizepräsident Joachim Berends. Photos (3): Hermann Schmidtendorf

Der Staatskonzern DB hatte offenbar an dem Kunden kein Interesse. Doch dieser ließ sich nicht beirren. Dann für den ständig wachsenden Export von Zucker nach Italien war der Bahntransport schlicht das sinnvollste Transportmittel. Inzwischen sendet Südzucker wöchentlich bis zu 120 Wagen nach Italien. Der Konzern ließ auch spezielle Güterwagen für den Transport von losem Zucker bei Tatravagonka bauen. So „kann“ jetzt der Kunde selber Bahn. Die Traktionsleistungen besorgt sich der Konzern bei dafür spezialisierten Bahnlogistikern, berichtete Ohlhaver dem CARGO FREIGHT JOURNAL.

Und der Reigen spannender Vorträge geht weiter. Heute hören die Teilnehmenden des Schienengüterforums unter anderem Vorträge über intelligente Personal- und Transportsteuerung, über Rangierassistenzsysteme und Transportrisiken durch Extremwetter.

 Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur

 

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