Die Generalsanierung der Strecke Hamburg–Berlin ist Teil des Gesamtprogramms S3 zur strukturellen Sanierung des DB-Konzerns in den kommenden drei Jahren. Es geht um „schnelle Bestandssanierung“. Ziel des Programms ist, so die DB, dass „die Bahn wieder pünktlicher, verlässlicher und profitabler wird“. Bis 2027 sollen insgesamt 1.500 Streckenkilometer generalsaniert werden.
Deutschlands größter Bus-Ersatzverkehr
Für Fahrgäste im Regionalverkehr werden auf einigen Verbindungen alternative Zugangebote bestehen. Zudem bringen die Aufgabenträger und Eisenbahnverkehrsunternehmen in Zusammenarbeit mit der DB und dem Busunternehmen ecoVista „Deutschlands größten Ersatzverkehr“ mit Bussen auf die Straße. In den kommenden Wochen steht die finale Abstimmung und Vorstellung des Verkehrskonzepts mit den zuständigen Aufgabenträgern, Eisenbahnverkehrsunternehmen, Verkehrsverbünden, Kommunen und Landkreisen an.
Fernzüge zwischen Hamburg und Berlin werden wie bei vorherigen Bauarbeiten auf der Strecke über Uelzen und Stendal umgeleitet, Güterzüge zum Teil weiträumiger. Fernzüge halten zusätzlich in Lüneburg bzw. Uelzen, sowie in Salzwedel und Stendal. Die Fahrzeit verlängert sich um insgesamt 45 Minuten. Zusätzlich stehen Reisenden die Verbindungen mit Umstieg in Hannover zur Verfügung. Mit bis zu 65 täglichen Fahrten – davon 36 direkt – bietet die DB zwischen Hamburg und Berlin weiterhin ein attraktives und verlässliches Fernzugangebot. Für den Regionalverkehr wurde ein Konzept entwickelt, das auf einigen Linien schnelle Zugverbindungen in Richtung Hamburg bzw. Berlin ermöglicht. Zur Anbindung der entfallenden Halte im Nahverkehr werden in Spitzenzeiten bis zu 173 Busse im Einsatz sein, die auf 26 Linien verkehren und täglich insgesamt bis zu 86.000 Kilometer zurücklegen.
Umfangreiche Ertüchtigung von Gleisen, Weichen und Signaltechnik
In Einzelnen nennt die DB InfraGO folgende Baumaßnahmen:
Während der neunmonatigen Bauphase werden zwischen Hamburg und Berlin insgesamt unter anderem mehr als 180 Kilometer Gleise und rund 200 Weichen erneuert. Sechs zusätzliche sogenannte Überleitstellen schaffen künftig mehr Stabilität und Flexibilität im Betrieb und sorgen dafür, dass z.B. schnellere Züge des Personenverkehrs langsamere Güterzüge überholen können. In einem ersten Schritt rüstet die DB die kapazitiv am stärksten belasteten Strecken rund um die Metropolregionen, d.h. zwischen Hamburg-Rothenburgsort und Büchen sowie im Abschnitt zwischen Nauen und Berlin-Spandau, mit dem neuen europäischen Zugbeeinflussungssystem ETCS (European Train Control System) aus. Durchfahrt Wittenberge. Foto: DB/Volker Emersleben Bessere Stationen, besserer Zugfunk, besserer Empfang des Mobilfunks Im Rahmen der Generalsanierung führt die DB Arbeiten an 28 Bahnhöfen entlang der Strecke Hamburg–Berlin durch. Ziel ist es, die Stationen attraktiver zu gestalten und das Kundenerlebnis zu verbessern. Geplant sind, je nach Station, z.B. neue WC-Anlagen und Wetterschutzhäuser, mehr Barrierefreiheit sowie verbesserte Wegeleitsysteme. Außerdem soll die wichtige Verbindung zur Innovationsstrecke für Mobilfunk mit Gigabit-Datenraten im Zug ausgebaut werden, damit Reisende künftig zwischen Hamburg und Berlin in bester Qualität telefonieren und surfen können. Deshalb nutzt die DB die Generalsanierung, um Funkmasten für den künftigen Bahnfunk FRMCS (Future Rail Mobile Communication System) aufzubauen. Die Masten und Versorgungscontainer sowie die Strom- und Datenleitungen stellt die DB den Mobilfunkunternehmen nach der Sanierung für die technologieoffene Erprobung und Ausleuchtung der Strecke mit Mobilfunk für die Fahrgäste bereit. |
Güterbahnen-Dachverband: Nachbesserung bei Umleitungen nötig
Der Dachverband der nicht bundeseigenen Güterbahnen bemängelt, dass die „bitter nötige Diskussion mit den Güterbahn-Unternehmen“ erst am heutigen 22. Januar stattfinden sollte : „Vor allem die Umleitungen bergen weiterhin Konfliktpotenzial, da die Strecke mit fast 300 Kilometern Länge wesentlich höhere Ansprüche an ein Umleiterkonzept stellt als die im Dezember zu Ende gegangene Sanierung der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim.“
Weiter heißt es bei Die Güterbahnen: „Wenn 200 Kilometer Umweg gefahren werden müssen und die Züge dort noch auf Baustellen, unbesetzte Stellwerke und gestörte Anlagen treffen, muss die DB nachbessern und finanziellen Ausgleich leisten. Sonst ist die Wettbewerbsfähigkeit der Güterbahnen massiv bedroht. Neben den Umleiterverkehren bleibt für uns die größte Frage, wieso neun Monate Sperrung nötig sein sollen, wenn der Umfang der Sanierung aus Kostengründen eingedampft wurde.“
Nicht zufrieden ist der Dachverband mit der mangelnden Ertüchtigung von Umleiterstrecken: „Wir haben zügig nach Bekanntwerden des Konzepts vorgeschlagen, das zweite Gleis zwischen Uelzen und Stendal wiederherzustellen und das dritte Gleis zwischen Berlin und Stendal zu elektrifizieren, um mit wenig Aufwand einen schnellen Kapazitätssprung zu machen. Beide Projekte waren längst in Planung und wurden dennoch nicht angegangen.“
hfs, dbi, gb