Deutscher Güterverkehr: Mit „KV AKUT“ gegen Maut-Schmerzen

Deutscher Güterverkehr: Mit „KV AKUT“ gegen Maut-Schmerzen

Zum 1. Dezember 2023 wurde auf Deutschlands Autobahnen und Bundesstraßen die Maut für Lastkraftwagen nahezu verdoppelt. Das ist eine deutliche Belastung für das Straßen-Güterverkehrsgewerbe. Doch die Initiative „SHIFT 2030“ hat die richtige „Medizin“ bereit: KV Akut! Auf der Medikamente-Packung heißt es: „KV akut“ mit dem „Wirkstoff Kombinierter Verkehr (KV)“ wirkt dreifach: gegen Mautbeschwerden, gegen Fahrermangel und zur CO2-Hemmung – „tägliche Nutzung empfohlen“…

Auf einer Online-Konferenz stellten Sebastian Ruckes, Executive Director von SHIFT 2030, und Michael Bott vom Digital-Logistics-Unternehmen rail-flow am 6. Dezember 2023 die Kampagne vor. Etwa 2000 Kits werden an wichtige Speditions- und Logistik-Unternehmen verschickt. In den Kartons finden sich eine „Medikamente-Packung“ und ein „medizinischer Beipack-Zettel“. Mit dieser witzigen Aufmachung soll auf die Vorteile des Kombinierten Verkehrs hingewiesen werden. Ein Lastwagen auf einem Zug kostet keine Maut. Der Schienentransport wird also attraktiver. Auf den Info-Karten werden Funktionsweise und Angebote der Kampagnen-Partner einfach und verständlich erläutert. Weitere Informationen, auch zur öffentlichen finanziellen Förderung nach der „Richtlinie zur Förderung von Investitionen in Umschlaganlagen des Kombinierten Verkehrs“, gibt es über Telefon +49 (0) 69 870 015 151 und die Mailadresse: info@shift2030.eu

 

 

 

„So wirkt der Kombinierte Verkehr!“ Ein liebevoll gestaltetes Panorama-Bild zeigt plastisch, wie gut Schiene, Straße und Wasserwege zusammenwirken. Grafik Shift 2030

Marcus Gersinske, Fachbereichsleiter VDV Recourcenmanagement Eisenbahn, stellte Fakten zum Kombinierten Verkehr vor.

Fakten und Zahlen zum Kombinierten Verkehr in Deutschland enthält diese Aufstellung des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen VDV.

Schon heute gibt es 150 Terminalstandorte bundesweit. Ein Übergang von der Straße auf die Schiene ist also an vielen Orten möglich. Ralf-Charley Schultze, Präsident der Internationalen Vereinigung für den Kombinierten Verkehr Schiene-Straße (UIRR), informierte über aktuelle Gesetzgebungsprojekte in Brüssel. Das Greening Freight Transport Package umfasst fünf Gesetzesvorhaben, eingeschlossen eine am 7. November vorgestellte KV-Richtlinie. Diese sei mit ihren neuen Rahmenbedingungen grundsätzlich positiv zu werten, die Durchführung komme jedoch frühestens in vier bis fünf Jahren. Ferner gehören dazu die Euro-Count-Emission-Verordnung, die Kapazitätsmanagement-Verordnung, die Zugführer-Richtlinie sowie die Richtlinie zu den Maßen und Gewichten der Straßenfahrzeuge, „die über die neuen TEN-T-Leitlinien hinaus eine direkte Auswirkung auf unser Business haben“.

Zusammengefasst formulierte Schultze mit humorigem Verweis auf den Vergleich mit einem Medikament: „KV ist die Lösung, um die Mautschmerzen zu lindern und um überhaupt zu überleben. Es ist wichtig, dass man diese Pille schluckt!“

Use cases stellten Uwe Boettcher von Ambrogio und Daniel Küster von der Warsteiner Brauerei vor. Das italienische Unternehmen Ambrogio ist ein Pionier im KV, betonte der Branch Manager Germany von Ambrogio Intermodal. Ein einziger Zug bringe mit bis zu 40 Trailern viel mehr Güter vom Fleck als ein Lastwagen: „Es ist sinnvoll und absolut richtig, das zu tun.“ Daniel Küster unterstrich, man müsse „aufräumen mit den Ängsten, in den KV einzusteigen“. Seine eigene zwölfjährige Firmenpraxis beweise: Die Warsteiner Getränkezüge kommen mit 99 % Pünktlichkeit in München und in Hamburg an. Genauso soll es auch sein, so Küster – „den das Schiff für die weitere Transportstrecke wartet nicht…“ Es gäbe also nachweisbar eine „stabile Logistikkette“ unter Einschluss der Eisenbahn.

Förderer und Unterstützer der Kampagne Shift 2030.

Seit zwei Jahren ist Küster auch Geschäftsführer des neu gegründeten Unternehmens Boxx Intermodal Logistics. Das ist ein Tochterunternehmen der Warsteiner Brauerei Haus Cramer, welches es Drittfirmen ermöglicht, ebenfalls die Verladekapazitäten und Züge der Brauerei zu nutzen. Dabei werde im Sinne des One-Shop-Prinzips auch das gesamte Handling im Hafen Hamburg mit angeboten. Das Angebot wird rege angenommen, sagt Küster: „Interessierte Firmen laden wir zu uns ein. Wenn die dann unsere Einrichtungen sehen und unsere Mitarbeiter*innen, ist schnell klar: Wir „können“ Bahn. Und das System Bahn ist besser als sein Ruf.“

Bei den neuen Maut-Vorschriften für die Straßennutzung in Deutschland wird eine sogenannte CO₂-Emissionsklasse als neues Tarifmerkmal eingeführt. Der Mautsatz pro Kilometer hängt dadurch jetzt auch davon ab, wie viel Kohlenstoffdioxid ein Fahrzeug ausstößt. Diese neue Regelung ist auf eine EU-weite Vorgabe zurückzuführen. Außerdem ist in Zukunft für die Zuordnung zu einer Gewichtsklasse nicht mehr das zulässige Gesamtgewicht ausschlaggebend, sondern die technisch zulässige Gesamtmasse. Dadurch können Fahrzeuge in eine höhere Gewichtsklasse fallen oder mautpflichtig werden. Ab dem 1. Juli 2024 folgt dann die Ausweitung der Mautpflicht auf alle Fahrzeuge mit einer technisch zulässigen Gesamtmasse von mehr als 3,5 Tonnen.

Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur

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