„Baustellen am Netz sind notwendig – keine Frage. Aber die #DBNetz muss dafür sorgen, dass der Verkehr trotz Baustellen laufen kann und darf nicht als Verhinderin auftreten. Keine Baumaßnahmen auf Haupt- und Ausweichstrecken zugleich.“ So kommentierte das Netzwerk Europäischer Eisenbahnen NEE die neueste Ausbremsung des Schienengüterverkehrs auf dem Rheinkorridor.
Die Behinderung wird erheblich sein. Das Handelsblatt berichtete am 7. April: „Allein 1000 Züge der DB Cargo sind betroffen, gut ein Viertel muss lange Umwege fahren, entweder über Frankreich oder Österreich, 280 wurden bereits vorsorglich gestrichen. „Auf den Umleitungsstecken darf nichts passieren, sonst haben wir ein richtiges Problem“, hieß es bei der DB Cargo.“
„Infolge der Bündelung mehrerer Baumaßnahmen wird die Strecke zwischen Karlsruhe und Basel gesperrt“, heißt es auf der Baustellen-Info-Webseite der Deutschen Bahn. So wird vom 15. bis 19. April aufgrund von Tunnelarbeiten und Arbeiten an Eisenbahnübergängen die Strecke zwischen Rastatt und Freiburg gesperrt. Am 19. bis 24. April wird wegen Gleiserneuerungen zwischen Karlsruhe und Basel gesperrt.
„Eingeschränkte Kapazitäten aufgrund von Bauarbeiten, Ressourcenproblemen, Störungen: schwierige Bedingungen auf Korridoren und Umleitungen im Jahr 2022.“ So formulierte die DB Cargo AG nach Angaben des Handelsblatts in einer Kundenpräsentation. Die Zeitung warnt deshalb, das Netz drohe zu „kollabieren“.
Bei NEE heißt es: „Während Investitionsmittel des Bundes für die Infrastruktur weiterhin nicht vollständig abgerufen werden, feiert sich die DB für gestiegene Investitionen, doch die nutzbare Netzlänge wurde 2020 um nur zwei (in Prozent 0,006) Kilometer erweitert und die Zahl der für effizienten Betrieb notwendigen Weichen wurde erneut um 178 vermindert. Die DB Netz ist offenbar nicht in der Lage, die eklatanten Kapazitätsmängel auf der Schiene wirksam zu beheben.“
Bei der DB heißt es auch: „Das Streckennetz der Bahn gehört zu einem der frequentiertesten und modernsten in Europa. Deshalb, und vor allem damit das auch so bleibt, sind natürlich immer wieder entsprechende Modernisierungsarbeiten notwendig – so auch 2022.“ Langfristige Verbesserung der Verkehrslage auf dem Nord-Süd-Korridor soll unter anderem das „Bahnprojekt Mannheim-Karlsruhe“ bringen. Als Ziele nennt die DB:
- die Kapazitätslücke zwischen den angrenzenden Neu- und Ausbauvorhaben nördlich von Mannheim und südlich von Karlsruhe schließen,
- zur Ertüchtigung der Schienenkorridore im Transeuropäischen Verkehrsnetz „Rhein-Alpen“ und „Rhein-Donau“ beitragen
- den Fernverkehr durch bessere Entmischung der schnellen und langsameren Verkehre stärken
- nachhaltigen Warenverkehr von Rotterdam bis Genua fördern
- Möglichkeiten zur Angebotsausweitung im regionalen Personenverkehr schaffen
- Straßenverkehr auf die umweltfreundlichere Schiene verlagern: CO2-Einsparung und geringerer Ausstoß von Schadstoffen
- die Wettbewerbsfähigkeit der Regionen durch Verknüpfung und Ausbau zweier starker Wirtschaftsräume in Baden-Württemberg stärken.
Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur /d/h/n