Der MCN-Cup richtet sich an Unternehmen, Wissenschaftler*innen, Universitäten, Institute oder Einzelpersonen mit Bezug zur maritimen Branche, die mit innovativen Lösungen die ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit entlang der maritimen Wertschöpfungskette verbessern. Über die Preisvergabe entscheidet eine Fach-Jury. Die fünf Küstenbundesländer Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein sind die Schirmherren des MCN Cup.
Für den Cup-Preisträger East Energy GmbH berichtet CEO Dirk Petschick über Fortschritte und Hindernisse auf dem Weg zur regionalen Produktion von grünem eMethanol in Mecklenburg-Vorpommern.
MCN: Herr Petschick, Sie haben den MCN Cup 2023 in der Kategorie B gewonnen. Was ist das Besondere an Ihrem eMethanol-Projekt „Saubere Wellen – Grüner Schiffstreibstoff aus Stavenhagen“?
Petschick: Wir planen am Standort Stavenhagen, eMethanol herzustellen, das dann unter anderem als klimaneutraler Kraftstoff in der Schifffahrt genutzt werden kann. Unser Alleinstellungsmerkmal besteht darin, dass wir mit den Rohstoffen aus der Region arbeiten. Das bedeutet, wir produzieren mit Strom aus regionalen Windkraft- und Solaranlagen grünen Wasserstoff. Die eigene Produktion vor Ort ist nicht nur besonders umweltfreundlich, es hilft uns auch preislich, wenn wir diesen nicht am Markt einkaufen müssen. Der besondere Clou ist, dass wir für unsere Methanol-Produktion CO2 aus der örtlichen Klärschlammverwertungsanlage nutzen werden, die in Stavenhagen entsteht. Wir führen das dort freigesetzte unvermeidliche CO2 also einer neuen Nutzung als klimafreundlichen Kraftstoff zu.
MCN: Wann starten Sie mit der Produktion?
Petschick: Wenn alles planmäßig läuft, beabsichtigen wir 2027 die Produktion in Stavenhagen aufzunehmen. Ob das so klappt, hängt noch von wesentlichen Faktoren ab. Eine finale Investitionsentscheidung muss von den beteiligten Parteien getroffen werden, wesentliche Genehmigungen müssen noch eingeholt werden und auch die Finanzierung muss gewährleistet sein. Aber wir haben 2027 klar im Fokus.
MCN: Stehen Sie noch vor technischen Herausforderungen, die es zu meistern gilt?
Petschick: Die Technik allein ist grundsätzlich nicht neu und gut erprobt. Eine Herausforderung stellt die Integration aller Prozesse in den laufenden Betrieb der Klärschlammverwertung dar. Dies erfordert ein sehr ausgefeiltes Engineering.
MCN: Gibt es schon einen Markt für grünes Methanol im maritimen Bereich?
Petschick: Der Markt befindet sich noch in der Entwicklung und wird sicher dynamisch wachsen. Schließlich steht auch die Schifffahrt unter Druck, zu dekarbonisieren. Das Thema eMethanol treibt vor allem die dänische Großreederei Maersk als Vorreiter massiv voran. Als einer der Weltmarktführer in der Containerschifffahrt ist das Unternehmen schon dabei, seine Flotte sukzessive auf eMethanolantriebe umzustellen. Eine wachsende Nachfrage nach eMethanol erwarten wir aber auch aus der Luftfahrt und der chemischen Industrie.
MCN: eMethanol ist sehr teuer. Wird es sich trotzdem durchsetzen?
Petschick: eMethanol dürfte tatsächlich deutlich teurer sein als herkömmlicher Schiffsdiesel. Ich halte den Faktor 3-4 für realistisch. Das liegt vor allem am Preis für zusätzlichen Grünstrom, der bei der Produktion von grünem Wasserstoff fast 80 % der Kosten ausmacht.
Aber die Schifffahrt kommt schon aus regulatorischen Gründen nicht an dieser Entwicklung vorbei. Das gilt übrigens nicht nur für die großen Reedereien, sondern natürlich auch für kleinere regionale Unternehmen. Für die sind Anbieter wie East Energy, die ebenfalls regional produzieren, sicherlich interessant. Für uns ist es daher wichtig, in der maritimen Wirtschaft bekannter zu werden. Da hilft natürlich eine Auszeichnung wie der MCN Cup.
MCN: Sehen Sie sich auch als regionaler Wirtschaftsförderer? Mecklenburg-Vorpommern gilt ja als eher strukturschwach.
Petschick: Ja, absolut. In den norddeutschen Flächenländern haben wir sehr gute Voraussetzungen, um viel grünen Strom zu produzieren. Warum sollte man den anderswo und nicht vor Ort nutzen? Wir haben hier alles, was wir zum Produzieren benötigen, und das ist ein echter Standortvorteil. Ich denke, mit unserer Investitionsentscheidung setzen wir da auch ein wichtiges Zeichen. Praktisch unsere gesamte Wertschöpfung findet hier statt. Insofern verstehen wir uns durchaus als Wirtschaftsförderung für die Region.
MCN: Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum zweiten Nachtragshaushaltsgesetz 2021 könnte auch Folgen für den Klimaschutz haben. Fürchten Sie, dass Ihr Projekt dadurch in Frage gestellt werden könnte?
Petschick: Nicht unmittelbar. Wir streben grundsätzlich immer an, ohne Fördergelder auszukommen. Das heißt, eine Investitionsentscheidung wird bei uns nur getroffen, wenn das Projekt wirtschaftlich ist und ohne Subventionen funktionieren kann. Wenn dann doch Geld kommt, kann das Dinge einfacher machen. Insofern sehen wir unser Projekt erstmal nicht betroffen. Welche Auswirkungen die öffentliche Haushaltslage beispielsweise auf den Netzausbau sowohl für Strom als auch für Wasserstoffnetze haben wird, ist allerdings noch nicht absehbar. Wenn es hier zu Verzögerungen kommt, wird das alle Marktakteure treffen. Dann haben alle ein Problem. hfs/MCN