TRANSPORT LOGISTIC 2023 in München ist wieder Publikumsmagnet

TRANSPORT LOGISTIC 2023 in München ist wieder Publikumsmagnet

Die Leitmesse transport logistic in München öffnete am 9. Mai ihre Tore. Sie erweist sich wieder als Magnet für das Fachpublikum. Rund 2.300 Aussteller aus 67 Ländern sind mit dabei. Die Messe geht am 12. Mai zu Ende.

Wieder mit dabei: das „Rote Sofa“ der Deutschen Verkehrs-Zeitung DVZ, die vom Hamburger Fachverlag dvv herausgegeben wird. Gleich nach der Eröffnung der Messe eilte Deutschlands Bundesminister für Digitales und Verkehr Volker Wissing zu diesem Sofa, um zu aktuellen Themen der Branche Stellung zu nehmen.

„Wenn wir auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig sein wollen, brauchen wir eine extrem hohe Effizienz in der Logistik – und das setzt eine sehr gute Infrastruktur voraus“, sagte der Minister. Bei der Infrastruktur muss Deutschland ganz offenbar Mängel der Vergangenheit abbauen. Denn der aktuelle Logistics Performance Index stellte fest: Nach neun Jahren muss Deutschland den Titel des Logistikweltmeisters an Singapur abtreten. Ehrgeiz sei auch bei der Dekarbonisierung gefragt, so Minister Wissing: „Wir müssen den Menschen zeigen, dass Logistik, Mobilität und Klimaschutz miteinander in Einklang zu bringen sind.“  Am 12. Mai steuert erneut ein industrie-technisches Schwergewicht das Rote Sofa an: Volker Albrecht, CEO Siemens Digital Logistics.

Messen sind gute Anlässe, um öffentlichkeitswirksam den Abschluss neuer Verträge zu verkünden. So hielten es auch der Mobilitäts- und Technologie-Konzern Siemens Mobility sowie die FS Italiane Group. Gemeinsam mit der Tochtergesellschaft TX Logistik AG unterzeichnete die italienische Staatsbahn auf der transport logistic einen Vertrag über die Lieferung von 40 Lokomotiven vom Typ Vectron MS. Der Auftrag beinhaltet die Instandhaltung für 15 Jahre plus eine optionale Verlängerung bis zur jeweils nächsten Revision. Vereinbart wurde auch eine Option für die Bestellung von 25 weiteren Fahrzeugen. Die Loks werden im Siemens Mobility-Werk in München-Allach gebaut und sind für den Frachtverkehr auf dem Rhein-Alpen-Korridor vorgesehen. Das gesamte Auftragsvolumen beträgt etwa 300 Millionen Euro.

HSL Netherlands: neue Zertifikate

Sven Schallach

Erfreut zeigte sich im Gespräch mit dem CARGO FREIGHT JOURNAL der CEO von HSL Netherlands Sven Schallach. „Passend zur Messe haben wir von den niederländischen Behörden die Verlängerung unserer Zertifikate um fünf Jahre erhalten! Damit können wir weiterhin unseren full service betreiben.“

Die HSL-Gruppe hat in acht Ländern Europas Lizenzen und ist dort auch aktiv unterwegs. Neben den Niederlanden sind dies Deutschland, Polen, Tschechien, Slowakei, Österreich, Belgien und die Schweiz. Die HSL Logistik besteht schon seit 2003. Es ist eine rein private, Eigentümer geführte Unternehmung, die sich deshalb auch gegen die staatliche Konkurrenz auf der Schiene behaupten muss.

Sie tut dies mit Erfolg: Der Wettbewerber-Report 2021/22 des Verbands privater Eisenbahnen mofair zeigt HSL auf Platz 7 des deutschen Unternehmens-Rankings. Nimmt man die durch Staatsbahnen dominierten Güterbahnen heraus, steht HSL sogar auf Platz 4 in Deutschland. Flankiert werden die Transporte durch umfangreiche Schulungs-Dienstleistungen für Eisenbahner*innen in mehreren Fachakademien, die mit der Gruppe verbunden sind. Am HSL-Messestand auf der transport logistic herrschte zum Ausklang des Messetags am Mittwoch ein buntes vielsprachiges Treiben – Vertreter*innen der verschiedenen Länder-Gesellschaften zeigten, dass sie nicht nur arbeiten, sondern auch  mit der Kundschaft feiern können.

WECON: Innovative Systeme

Der “Imperator” von WECON herrscht auf Straßen und Bahngleisen. Credits (2): Wecon

Ein innovatives Transportsystem für den kombinierten Güterverkehr auf Straße und Schiene stellte der Hersteller von Nutzfahrzeugen und Containertechnik aus Westfalen/Deutschland WECON vor.  „Unsere Kunden steuern gegen, um dem steigenden Druck durch Forderungen an einen geringen CO2-Ausstoß, durch den Mangel an Lkw-Fahrern und durch Staus auf den Straßen entgegenzuwirken“, erklärte WECON-Geschäftsführer Daniel Hemker über den aktuellen Markt mit höherem Bedarf und mehr Bewegung im Transportgeschäft. Trotz noch immer bestehender Defizite bei der Bahn sei die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene die naheliegende Alternative und ein klarer Trend. „Wir helfen Transporteuren in ihrer Transformation zum kombinierten Güterverkehr, indem wir ihnen starke Vorteile und großen Nutzen bieten.“

Den Großraum-Wechselbehälter IMPERATOR gibt es inzwischen bei WECON in mehreren Modell-Varianten als Produktfamilie. Dazu gehören in der Modellsparte „Classic“ der Imperator C und der Imperator CBI für die Beverage Industry. Letztgenannter eignet sich speziell für den Transport von palettierten Getränkekisten sowie Fassware mit einem Platzangebot für 34 Europaletten und einer möglichen Nutzlast von mehr als 29.000 kg im kombinierten Verkehr.

WECON punktete auch mit dem mit TX Logistik gemeinsam weiterentwickelten Umschlagsystem „NIKRASA“. Die neue Verladeplattform erlaubt es jetzt allen Transporteuren, auch bislang nicht kranbare Sattelauflieger einfach auf die Schiene zu verladen. Das verschafft ihnen eine neue Flexibilität, denn 95 Prozent aller Sattelauflieger waren bis jetzt nicht kranbar. NIKRASA geht nun in dritter Produktgeneration nochmals verbessert an den Start und wurde im Bahn- und Terminalbetrieb erfolgreich getestet. Die weiterentwickelte Konstruktion benötigt keine Terminalrampe mehr, ist stapelbar und wurde für Bahntransporte von Megatrailern noch einmal optimiert.

RAIL FREIGHT FORWARD: Leitung wandert von RCG zu DB Cargo

Dr. Christian Först (links) und Dr. Sigrid Nikutta (rechts) – Vorreiter der Initiative Rail Freight Forward. Credits (5): Hermann Schmidtendorf

Familiär ging es am Stand der ÖBB Rail Cargo Group zu. Fünf Jahre lang hatte RCG-CEO Dr. Christian Först der Initiative europäischer Güterbahnen vorgestanden – seit ihrer Gründung. Jetzt übergab Först die Leitung an Dr. Sigrid Nikutta weiter, DB-Vorstand für Güterverkehr und Chefin der DB Cargo AG. Nikutta hob das gemeinsame Ziel hervor: „Wenn es gelingt, mehr Güter auf der Schiene zu transportieren, gelingen auch die Klimaziele der Europäischen Union. Ein 30-Prozent-Anteil von Güterzügen im kontinentalen Verkehrsmix ist machbar – mit Digitalisierung und Automatisierung des Schienenverkehrs.“

Ein Container symbolisiert die Initiative Rail Freight Forward – sie wird jetzt durch die DB Cargo koordiniert.

Ein Schlüssel dazu seien europäische einheitliche Standards für die Schiene. Ob digitale Signaltechnik wie ETCS oder neue Kupplungen an Güterwagen wie die Digitale Automatische Kupplung (DAK) – „die Modernisierung der Schiene ist eine Herkulesaufgabe, die nicht allein den Verkehrsunternehmen oder den Regeln des Marktes überlassen werden dürfen. Investitionen in die Schiene zahlen sich aus – für den Klimaschutz in Europa und der Welt.“

Nur echt mit dieser Unterschrift! DB Cargo CEO Dr. Sigrid Nikutta signiert den RFF-Container.

Först erinnerte an die Anfänge der Initiative Rail Freight Forward, um deren Gründung sich auch besonders Vertreter des luxemburgischen Güterverkehrsunternehmens CFL Cargo verdient gemacht hätten. „Vor fünf Jahren haben wir erstmals mit dem Kunstprojekt „Noah’s Train“ den Klimaretter auf Schienen ins Bewusstsein der Menschen gebracht“, erinnerte Först. Seitdem gebe es ein neues Bewusstsein in Gesellschaft und Politik für den Klimaschutz. „Verkehr ist ein maßgeblicher Teil des Klima-Problems, die Bahn ist ein elementarer Teil der Lösung. Deshalb treiben wir nicht nur Innovationen im Schienengüterverkehr voran – sondern kämpfen auch für faire Wettbewerbsbedingungen gegenüber der Straße und mehr Kapazität auf dem Schienennetz.“

Die Koalition setzt sich aus Schienengüterverkehrsunternehmen zusammen und wird von den Verbänden CER, UIC, EFRA und VDV unterstützt. Die derzeitigen Mitglieder von Rail Freight Forward sind BLS Cargo, CD Cargo, CFL cargo, CIT, DB Cargo, Fret SNCF, FTE, Green Cargo, Lineas, LTE Group, LTG Cargo, MEDWAY, Mercitalia, Ost-West Logistik, PKP Cargo, ÖBB Rail Cargo Group, Renfe Mercancias, SBB Cargo, und ZSSK Cargo. 60 Prozent aller Güterzüge überqueren mindestens eine nationale Grenze. Rund 50.000 bis 60.000 Güterzüge pro Woche versorgen den Kontinent mit seinen rund 450 Millionen Menschen und ihrer Wirtschaft. Zehn europäische Frachtkorridore auf Schienen (RFC) sind die Herzschlagadern der europäischen Wirtschaft, hieß es, sechs davon gehen durch Deutschland, das deshalb eine besondere Verantwortung trage.

Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur

Share on xing
Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on whatsapp
Share on print

Andere Beiträge, die Sie interessieren könnten