Deutsche Häfen: Es wird wieder gearbeitet – vorerst

Deutsche Häfen: Es wird wieder gearbeitet – vorerst

Der Hamburger Hafen mit der Köhlbrandbrücke. Bild: HHM/Hasenpusch-Productions
Die Gewerkschaft ver.di und der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe e.V. (ZDS) haben vor dem Arbeitsgericht Hamburg einen Vergleich geschlossen. Bis zum 22. Juli 2022 werden drei weitere Verhandlungstermine vereinbart, die bis zum 26. August 2022 stattfinden sollen und die Tarifverhandlungen fortsetzen. Während dieses Zeitraums werden von ver.di keine weiteren Arbeitskampfmaßnahmen mit den Beschäftigten der Klägerinnen durchgeführt.

Sieben ergebnislose Verhandlungsrunden, etwa 80 Stunden Warnstreiks – Deutschlands Häfen erlebten den heftigsten Arbeitskampf seit mehr als vier Jahrzehnten. ver.di fordert für die rund 12.000 Beschäftigten in den 58 tarifgebundenen Betrieben in Niedersachsen, Bremen und Hamburg eine Erhöhung der Entgelte um 1,20 Euro pro Stunde sowie einen tatsächlichen Inflationsausgleich in Höhe von 7,4 Prozent bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von zwölf Monaten. Zudem fordert ver.di die Erhöhung der jährlichen Zulage für Vollcontainerbetriebe um 1.200 Euro.

Kein Abschluss ohne Reallohn-Sicherung! Streikforderung der Gewerkschaft ver.di

Der Arbeitskampf betraf neben dem größten deutschen Seehafen Hamburg auch Bremerhaven, Bremen, Emden, Wilhelmshaven und Brake. Der Ausstand kam für die Hafenlogistiker laut eigener Aussage zu einer unpassenden Zeit. Coronabedingt herrsche im globalen Verkehr von Container- und Frachtschiffen ohnehin ein großes Durcheinander. Ein Streik bringe nun die Abläufe noch mehr aus dem Tritt und verschärfe den Schiffsstau auf der Nordsee.

Bereits im Mai 2022 litt der Hamburger Hafen unter Störungen im Schienengüterverkehr. Der deutsche Hafen setzte die Annahme von Export-Zügen aus. „Nach aktuellem Stand stehen alle Wochenend-Exportzüge in der Nähe von Hamburg und wir können keine weiteren Exportzüge abfertigen“, teilte damals die Spedition METRANS mit. Störungen im Exportschienenverkehr traten hauptsächlich an den Terminals Eurogate, CTA und CTB auf. Der Hamburger Hafen nannte als Ursache des Problems „vollbesetzte Einfahrtgleise, Verspätungen der ab Hamburg abfahrenden Züge, Umbauarbeiten sowie Unregelmäßigkeiten und Einschränkungen in der externen Infrastruktur“.

METRANS erklärte, dass die Betriebseinschränkungen den Zugverkehr zwischen den norddeutschen Häfen und Tschechien, der Slowakei, Österreich, Polen, Ungarn und nicht zuletzt dem deutschen Hinterland erheblich beeinträchtigten. Am 3. Juli startete das Logistik-Unternehmen eine neue intermodale Verbindung zwischen dem norddeutschen Hafen Wilhelmshaven und dem METRANS-Terminal in Prag.

Streikende Hafenarbeiter in Hamburg. Bild: ver.di / Jannis Große

Das Unternehmen will dadurch die durch Staus in anderen Häfen wie Hamburg und Bremerhaven verursachten Störungen umgehen. Der neue intermodale Dienst wird zwei wöchentliche Hin- und Rückfahrten anbieten, während METRANS betonte, dass das Prager Terminal als Gateway fungieren wird, das die Wilhelmshaven-Route mit anderen Teilen seines Netzwerks verbindet, einschließlich der Tschechischen Republik, der Slowakei, Polen, Ungarn und Österreich.

Auch in den Adriahäfen gab es zeitweise immense Verkehrsbeschränkungen. Für Koper und Triest kündigte der slowenische Infrastrukturbetreiber wegen Überlastung ein Ladeverbot auf dem Staatsgebiet an. Infolgedessen konnten keine Züge von den Adriahäfen über das slowenische Eisenbahnnetz abgefertigt werden.

Angesichts der Gefahr vieler stornierter Dienste und eines massiven Lieferstaus im Nachgang hob der slowenische Infrastruktur-Manager die Entscheidung jedoch Mitte Juli auf und erlaubte den Unternehmen, wieder Züge zu versenden.

Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur

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