Die auf das Referat der Polin folgende Diskussion zeigte, dass ihre Aussage zu Häfen in der Hafenstadt Kiel mit großem Interesse gehört wurde. Schließlich ist auch Kiel kein Welthafen, möchte sich deshalb um so mehr optimal positionieren. Etwa 30 Teilnehmer*innen aus Polen und Deutschland informierten sich zu neuen Entwicklungen zum Thema Smart Shipping und erhielten auf einer kurzen Exkursion entlang der Kieler Förde interessante Einblicke in aktuelle Projekte.
Dr. Christian Wagner-Ahlfs von Kiel Marine Science (KMS), dem Zentrum für interdisziplinäre Meereswissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), begrüßte zum Auftakt die Gäste und Referent*innen. Anschließend stellte Prof. Dr. Dirk Nowotka das vom Institut für Informatik von der Kieler Universität initiierte Projekt „CAPTN – Clean Autonomous Public Transport Network“ vor. Dieses zielt auf eine smarte Lösung für den innerstädtischen, verknüpften Personennahverkehr mit autonom fahrenden, sauberen Verkehrsträgern, darunter elektrisch angetriebene Fähren. „Viele große Städte verfügen über Wasserflächen. Deren Potenzial für den innerstädtischen Personenverkehr wird oft noch unterschätzt“, erläuterte Nowotka.
Hauke Schramm, Professor für Informationstechnologie an der Fachhochschule Kiel, rückte den Versuchsträger „Wavelab“ in den Fokus. Der derzeit im Bau befindliche, elektrisch angetriebene Katamaran soll als wichtiger Teil des CAPTN-Projekts spätestens 2023 an den Start gehen und dann in erster Linie zur Erprobung unterschiedlicher Antriebe sowie Sensor- und Steuerungstechnologien dienen, die für eine saubere und autonome Schifffahrt unerlässlich sind. Auch ein Testfeld für die Versuche ist in der Kieler Förde bereits ausgewiesen.
5G, Raumfahrt, Schifffahrt
5G-Use-Cases, also Fallbeispiele für die mögliche Nutzung des neuen, schnellen 5G-Mobilfunknetzes im Rahmen des CAPTN-Projekts, präsentierte Björn Schwarze, CEO des Kieler Digitaldienstleisters Addix. Potenziale sah Schwarze vor allem im Rahmen der Überwachung und quasi Echtzeit-Steuerung (Remote-Control) der künftig „autonomen“ Schifffahrt sowie in der Hafenlogistik, aber auch für den Segelsport, der immer stärker datengetrieben sei.
Ebenfalls aus Polen an die Förde gekommen war Prof. Marek Grzybowski, President of the Board des polnischen Baltic Sea & Space Cluster. Er beleuchtete die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft aus polnischer Sicht und hob die Zusammenarbeit zwischen Raumfahrt und maritimer Branche im gemeinsamen Cluster hervor. Wissenstransfer bezeichnete er als wichtigste Aufgabe seiner Institution, die er als „Cluster der Hubs“ benannte. Grzybowski lud zu weiterer deutsch-polnischer Zusammenarbeit und Networking ein und betonte: „Der Austausch findet in erster Linie zwischen Menschen, nicht Institutionen statt“ – eine Einschätzung, der sich Axel Koch von der CAU in seiner Zusammenfassung des Vormittags anschloss.
Versuchsplattform „Wavelab“
Am Nachmittag wurde die hochmoderne Landstromanlage des Seehafen Kiels am Fährterminal auf dem Westufer besichtigt. Die anschließende Fahrt mit dem kleinen Fahrgastschiff „MS Schwentine“ zum gegenüberliegenden Kieler Ostufer bot die Gelegenheit, an Bord einige Sensoren der künftigen Versuchsplattform „Wavelab“ im Probebetrieb beim Datensammeln zu beobachten und das Funktionsprinzip erklärt zu bekommen. Prof. Dr.-Ing. Hendrik Dankowski von der FH Kiel präsentierte im Instituts-eigenen Versuchsbecken Strömungsversuche mit einem Modell-Rumpf des bereits im Bau befindlichen Versuchs-Katamarans. Dieser wird künftig die Möglichkeit bieten, modernste Energieträger und Antriebssysteme in einer ersten Realisierungsphase zu erproben.
Nach der Rückkehr zum westlichen Ufer der Kieler Förde klang der Tag mit einem Empfang sowie weiterem Networking und intensiven Diskussionen in der Kieler Seeburg aus. „Das neue, internationale Format kam bei polnischen wie deutschen Teilnehmerinnen gleichermaßen gut an“, fasste Peter Moller, Geschäftsstellenleiter Schleswig-Holstein des MCN, die Veranstaltung zusammen. Gerade bei innovativen Themen wie Smart Shipping lohne sich „der Blick über den nationalen Tellerrand“. Die polnischen Gäste hätten sich auch vom „Kieler Vorzeigeprojekt einer Landstromanlage“ beindruckt gezeigt.
Ko-Veranstalter des Kiel-Gdańsk Market Place waren das Maritime Cluster Norddeutschland, die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, the nucleus/Wissenschaftszentrum, die Universität Gdańsk sowie das Baltic Sea & Space Cluster. hfs/mc