HHLA: Positive Bilanz für 2021. Sorge um Containerterminal Odessa

HHLA: Positive Bilanz für 2021. Sorge um Containerterminal Odessa

Das automatisierte Blocklager am Container Terminal Altenwerder ist Teil der HHLA-Anlagen. Bild: Thies Rätzke
Das automatisierte Blocklager am Container Terminal Altenwerder ist Teil der HHLA-Anlagen. Bild: Thies Rätzke
Beim Umsatz erreichte die HHLA 2021 1,46 Milliarden Euro, 12,7 Prozent mehr als 2020. Das berichtete die Hamburger Hafen und Logistik (HHLA) auf ihrer Bilanzkonferenz am 24. März 2022. Den Angriff Russlands auf die Ukraine am 24. Februar bezeichnete HHLA-Vorstandsvorsitzende Angela Titzrath als einen „bitteren Tag für alle friedliebenden Menschen weltweit“. An jenem Tag musste auch der Hafen von Odessa schließen, der wichtigste in der Ukraine. Die HHLA betreibt dort seit 2001 ein Containerterminal.

Das Ebit der HHLA für 2021 betrug 228 Millionen Euro und verbesserte sich um 84,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Als Grund für diese erfolgreichen Zahlen nannte CFO Dr. Roland Lappin unter anderem die „temporär hohen Lagergelderlöse“, die aufgrund der Schiffsverspätungen angefallen sind. Vorstandsvorsitzende Angela Titzrath erörterte, dass die Anlagen sehr stark durch die massiven Schiffsverspätungen von aktuell von drei bis vier Wochen herausgefordert seien. Aus diesem Grund habe man die Lagerkapazitäten allgemein um ein Viertel verstärkt, beim Terminal Hamburg-Altenwerder etwa um 8.000 TEU. Die derzeitige Lage bezeichnet sie als “Stresstest für die globale Logistik”, die Herausforderungen brauchen demnach das Engagement aller Beteiligten an der Lieferkette.

Im Teilkonzern Hafenlogistik erreichte HHLA erzielte einen Umsatz von 1,43 Milliarden Euro (im Vorjahr: 1,26 Milliarden Euro) sowie ein Betriebsergebnis (Ebit) in Höhe von 212 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es 110 Millionen, wobei das Ergebnis von Rückstellungszuführungen geprägt war. Auch der starke Anstieg der Container-Transportmengen bei der Schienengütertochter Metrans habe zum positiven Ergebnis beigetragen.

Der börsennotierte Konzern HHLA gehört zu 69 Prozent der Stadt Hamburg. Damit betreffe der russische Angriff auch die Hansestadt, erklärte der Landesschef der Hamburger Liberalen Partei FDP Michael Kruse in der WirtschaftsWoche. Mehr als 170 Millionen Dollar hat die HHLA nach eigenen Angaben in den Containerterminal Odessa (CTO) investiert. Seit der russischen Annexion der Krim im Jahr 2014 gewann der Hafen weiter an Bedeutung. Odessa liegt 300 Kilometer nordwestlich von der Krim und war für Schiffe aus Europa lange Zeit relativ gut zugänglich. Das HHLA-Terminal in Odessa schlägt jährlich etwa 300.000 Standardcontainer (TEU) um. Auch Schüttgut und Flüssiggut wird in Odessa verladen.

Odessa-Mitarbeiter wurden teilweise nach Hamburg evakuiert

Bahnanschluss ist obligatorisch: Der Containerterminal in Odessa. Bild: Thies Rätzke

Für die Ukraine sei vor allem der Export von Getreide wichtig, sagte Philip Sweens, Geschäftsführer der Auslandsgeschäfte der HHLA. „Odessa ist der größte Hafen der Ukraine und der Hauptversorgungspunkt der Ukraine über das Meer, insbesondere seitdem die Krim und das Asowsche Meer nur noch schwer passierbar sind.“ Jetzt mussten die etwa 480 Mitarbeiter der HHLA im geschlossenen Terminal Odessa bis auf weiteres nach Hause geschickt werden. Doch die Löhne würden weiter gezahlt.

Zudem hatte ein HHLA-Krisenstab 120 Angehörige des Unternehmens nach Hamburg gebracht und teilweise sogar bei hilfsbereiten HHLA-Kollegen untergebracht, erklärte Titzrath. Insgesamt kümmere sich HHLA um 250 Geflüchtete. Jetzt werde nach Möglichkeiten, gesucht, den Aufenthalt langfristig zu sichern – “es ist davon auszugehen, dass viele Geflüchtete nicht so schnell zurückgehen können.” Für einen Ukraine-Hilfsfonds spendete die HHLA eine Million Euro. Der Hilfsfonds ergänzt eine Belegschaftsspende, die vom Vorstand auf Wunsch der Beschäftigten ins Leben gerufen wurde. Über 60.000 Euro wurden bisher gesammelt, mit denen konkrete Hilfsprojekte für die Mitarbeitenden vor Ort unterstützt werden sollen.

Darüber hinaus sind zum 1. März 2022 Maßnahmen zur Umsetzung der von der Europäischen Union (EU) verhängten Sanktionen gegen Russland auch an den Containerterminals der HHLA in Hamburg wirksam geworden. Seit 1. März 2022 werden hier keine Container mehr umgeschlagen, die aus Russland kommen bzw. dorthin gehen sollen. Das gilt auch für Ladung, die mit der Bahn, dem Binnenschiff oder dem Lkw transportiert wird.

Transportvolumen + 10 Prozent, Bahntransporte + 12,8 Prozent

Der Containerumschlag der Hamburger Containerterminals mit Fahrtgebiet Russland machte im Jahr 2020 bei der HHLA insgesamt 229 Tsd. TEU (rund 3 Prozent des gesamten Containerumschlags der HHLA) aus. Ein signifikanter Rückgang erfolgte bereits im Jahr 2014 infolge der damals gegen Russland verhängten Sanktionen als Reaktion auf die Annexion der Krim. Auch der Schienengüterverkehr über die neue Seidenstraße ist demnach betroffen, die Suche nach Ersatzrouten habe bereits begonnen. Die Sperrung des russischen Luftraums verlängere Flugzeiten, was steigende Preise für viele Güter, aber vor allem für Energie zu Folge habe.

Umso mehr freute sich Vorstandsvorsitzende Titzrath über die positiven Geschäftsergebnisse 2021: „Wir sind auch betrieblich so stabil, um die Anforderungen unserer Kunden sowohl auf unseren Terminals in Hamburg, Tallinn und Triest sowie auf der Schiene zu erfüllen. Logistik heißt auch immer, Volatilität zu managen. Dieser Herausforderung stellen wir uns. Denn wir sind uns unserer Verantwortung als Dienstleister für die Industrienation Deutschland bewusst.“

Während der Containerumschlag im Jahresvergleich um 2,5 Prozent auf 6,9 Millionen Standardcontainer (TEU) anstieg, erhöhte sich das Transportvolumen um 10 Prozent auf 1,69 Millionen TEU. Die Bahntransporte stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 12,8 Prozent auf 1,37 Millionen TEU. die Straßentransporte lagen in einem anhaltend schwierigen Marktumfeld mit einer Transportmenge von 312.000 TEU auf dem Niveau des Vorjahres.

Hermann Schmidtendorf, Chefredakteur / hh

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